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Anmeldung Molekulares Tumorboard

Das Molekulare Tumorboard

Zielsetzung

Das Ziel des Molekularen Tumorboards am Zentrum Personalisierte Medizin (ZPM) ist die umfangreiche molekularpathologische Charakterisierung des Tumorgewebes von Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung und nahezu ausgeschöpfter Standardtherapie, zur Identifizierung potentieller neuer therapeutischer „targets“, die eine Grundlage für eine systemische zielgerichtete Therapie darstellen können. Hierzu erfolgt eine umfassende molekularpathologische Analyse mit Interpretation der gefundenen genetischen Veränderungen, sowie eine kritische Bewertung potentieller systemischer zielgerichteter Therapiemöglichkeiten im Kontext der Tumorerkrankung, Des Weiteren ist das Ziel bei ungewöhnlicher Präsentation von Krebserkrankungen oder unbekannter Entität eine möglichst genaue Diagnose zu ermöglichen. Alle Ergebnisse werden im Molekularen Tumorboard vorgestellt und diskutiert, und es erfolgt eine Behandlungsempfehlung basierend auf den molekularen Ergebnissen.

Untenstehend finden Sie alle wichtigen Informationen und Formulare für die Anmeldung zum Molekularen Tumorboard.

Schnellzugriff Anmeldeunterlagen Molekulares Tumorboard

Es können alle erwachsenen Patientinnen und Patienten angemeldet werden, die eine der folgenden Voraussetzungen erfüllen. Bei Kindern unter 18 Jahren ist das Einverständnis der Eltern notwendig.

  • Vorliegen einer fortgeschrittenen Krebserkrankung und eine innerhalb der nächsten 6 Monate zu erwartende Ausschöpfung der Standardtherapiemöglichkeiten
  • Vorliegen einer Krebserkrankung, die mit den bereits erhobenen diagnostischen Verfahren keiner Entität eindeutig zugeordnet werden kann („CUP-Syndrom“)
  • Vorliegen einer Krebserkrankung mit sehr ungewöhnlicher Präsentation (z.B. untypische Präsentation oder Verlauf, Kombination mehrerer Krebsarten)

Für eine Anmeldung ist ein Beschluss eines interdisziplinären Organtumorboards notwendig. 

Es wird in der Regel auf vorhandenes, bei diagnostischen oder therapeutischen Eingriffen gewonnenes und nicht mehr benötigtes Tumorgewebe zurückgegriffen. Es sollte, wenn möglich, das zuletzt entnommene Material verwendet werden. Falls kein geeignetes Material am Institut für Pathologie Erlangen vorhanden ist, beauftragt das ZPM ein externes Pathologisches Institut zur Übersendung von dort vorhandenem Material. Hierzu benötigen wir den externen Pathologischen Befund von Ihnen. Das Institut für Pathologie Erlangen prüft, ob das vorhandene oder übersandte Material geeignet ist. Falls kein geeignetes Material vorhanden ist, oder nur ein lokaler Tumorprogress besteht, kann eine diagnostische Punktion zur Gewinnung von aktuellem Tumorgewebe durch die behandelnde Klinik durchgeführt bzw. beauftragt werden. Die Aufklärung über mögliche Risiken einer solchen Punktion obliegt der behandelnden Klinik.

Die behandelnde Klinik ist verantwortlich für die Zusammenstellung der Unterlagen und für die ordnungsgemäße Aufklärung des Patienten, hierfür haben wir zu Ihrer Unterstützung eine ausführliche Patienteninformation erstellt. Das ZPM prüft die Vollständigkeit der Unterlagen und ist der anmeldenden Klinik gegebenenfalls bei der Zusammenstellung der Unterlagen behilflich. Es werden die folgenden Unterlagen benötigt:

  • Anforderungsschein für eine komplexe NGS-Multigenanalyse zur Vorstellung im Molekularen Tumorboard 
  • ausgefüllte und unterschriebene Patienten/Innen-Einwilligung
  • aktueller Arztbrief mit Diagnosen, Krankheitsverlauf und erfolgten Therapien
  • Organtumorboardbeschluss mit der Empfehlung: „Vorstellung im Molekularen Tumorboard bei weitgehend ausgeschöpfter Standardtherapie bei palliativer Situation“
  • wenn die Pathologische Begutachtung nicht am Institut für Pathologie Erlangen erfolgt ist: externer Pathologiebefund und externes Paraffinmaterial
  • bei gesetzlich Versicherten: Überweisungsschein Muster 10 für „Komplexe Molekularpathologische Diagnostik bei fortgeschrittener Krebserkrankung für Molekulares Tumorboard“
  • bei privat Versicherten empfehlen wir, vor der Untersuchung einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Privaten Krankenkasse stellen zu lassen. Hierfür haben wir einen Vordruck erstellt.

 

Die vollständigen Unterlagen werden von Ihnen bitte an die folgende Adresse übersandt:

Zentrum Personalisierte Medizin (ZPM) des Universitätsklinikums Erlangen

09131 85-34777

Pathologisches Institut
Zentrum Personalisierte Medizin
Krankenhausstraße 8 -10
D-91054 Erlangen

 

    MTB Koordination

    Michelle Schepp

    09131 85-48194

    09131 85-34777

    zpm-mtb(at)uk-erlangen.de

     

    Ärztliche Leitung des Molekularen Tumorboards

    PD Dr. med. Silvia Spörl

    09131 85-45021

    silvia.spörl@uk-erlangen.de

    Falls es Ihnen nicht möglich ist, einen Tumorboardbeschluss eines Organtumorboards für eine komplexe Molekulardiagnostik im Rahmen eines MTBs zu organisieren, bitten wir Sie darum uns dies bei der Anmeldung mitzuteilen. Die MTB Koordinatorin und die ärztliche Leitung des MTBs werden dann zu Ihnen Kontakt aufnehmen und das weitere Vorgehen mit Ihnen besprechen. Ihre Patientin/ Ihr Patient kann auf Ihren Wunsch in einem Organtumorboard des Uniklinikums Erlangen zur Zweitmeinung vorgestellt werden um die Indikation zum MTB zu prüfen und zu dokumentieren.

    Nach Abschluss der molekularpathologischen Untersuchungen durch die Abteilung Molekulare Diagnostik des Pathologischen Instituts Erlangen erhalten Sie einen Molekularpathologischen Befundbericht, in dem die molekularpathologischen Ergebnisse im Kontext der Tumorerkrankung dokumentiert und bewertet werden. Zeitgleich wird durch die MTB Koordinatorin der nächstmögliche Termin für die Vorstellung im MTB festgelegt, dieses findet wöchentlich um 16:30 – 17:30 Uhr im Oberen Hörsaal des Pathologischen Instituts statt. Sie erhalten von der MTB Koordinatorin ein Fax mit der Information, dass Ihre Patientin/ Ihr Patient am betreffenden Termin vorgestellt wird. Wir würden Sie bitten, an dem entsprechenden Termin am MTB teilzunehmen und Ihre Patientin/ Ihren Patienten vorzustellen, dies ist auch online über unser Videokonferenzsystem möglich. Falls Ihnen eine Teilnahme nicht persönlich möglich sein sollte, kann die Vorstellung auch über die ärztliche Leitung des MTB erfolgen.

    Für jede/n Patientin/Patienten wird im Klinik-internen Dokumentationssystem (Soarian) durch die ärztliche Leitung ein MTB Beschluss erstellt, welcher für interne Kliniken in der elektronischen Patientenakte verfügbar ist. Bei auswärtigen Patientinnen und Patienten wird ein Tumorboardbrief erstellt und von der ärztlichen Leitung an die auswärtige anmeldende Klinik versandt. Falls Sie Fragen zum Tumorboardbrief haben, kontaktieren Sie bitte die ärztliche Leiterin des Molekularen Tumorboards PD Dr. med. Silvia Spörl oder die MTB Koordinatorin Frau Schepp.

    Die Untersuchung des Tumormaterials wird in der Abteilung Molekulare Diagnostik des Instituts für Pathologie Erlangen durchgeführt, und ist Teil der Akkreditierung des Pathologischen Instituts nach DIN ISO 17020. Der Umfang der molekularpathologischen Untersuchungen im Rahmen des Molekularen Tumorboards wird durch das ZPM Leitungsgremium jährlich festgelegt, und orientiert sich an den Anforderungen an die zu untersuchenden Biomarker im Rahmen der Netzwerke BZKF und DNPM, sowie an den kommerziell verfügbaren NGS-Genpanels. In besonderen Einzelfällen, z.B. bei sehr fokussierter Fragestellung, externen Vorbefunden oder sehr geringer Materialmenge kann abweichend vom Standardvorgehen durch den Leiter Diagnostik entschieden werden, zusätzliche oder andere Genpanels zu verwenden. Aktuell wird im Rahmen des Molekularen Tumorboards eine Analyse des Tumorgewebes mit dem TSO500 Genpanel der Firma Illumina durchgeführt, bei der genetische Veränderungen auf DNA Ebene in 523 Genen, sowie RNA-Fusionen in 70 Genen untersucht werden. Die Liste der untersuchten Gene ist hier hinterlegt. Zusätzlich erfolgt eine immunhistochemische Analyse der PD-L1 Expression (Clon SP263, Ermittlung von TPS, IC und CPS). Abhängig vom Untersuchungsergebnis erfolgen gegebenenfalls noch weitere molekularpathologische Untersuchungen zur Bestätigung der NGS Ergebnisse (z.B. Mikrosatelliten-Instabilitätsanalyse, HER2-CISH oder Bestimmung des HRD Scores). Bei Rückfragen zum Umfang der Untersuchungen kontaktieren Sie bitte den Leiter Diagnostik Prof. Haller oder die MTB Koordinatorin Frau Schepp.

    Im Rahmen einer 2016 durchgeführten großen Studie am renommierten Memorial-Sloan Kettering Cancer Center in New York, bei der mit einem 341 Gene umfassenden Multigenpanel über 10.000 Tumorproben von Krebspatienten untersucht wurden, konnten in 37% der Fälle potentiell therapeutisch relevante genetische Veränderungen nachgewiesen werden (Zehir A et al. Nature Medicine 2017:23;703–713). Allerdings konnten in dieser Studie nur 11% der Patienten tatsächlich eine zielgerichtete Therapie auf der Basis der Multigenpanelanalyse erhalten. Nach den Erfahrungen am Molekularen Tumorboard Erlangen liegt die Wahrscheinlichkeit, dass im Tumor eine therapierbare genetische Veränderung gefunden wird und dass auf der Grundlage dieser Veränderung eine Therapie erfolgt und ein klinisch relevantes Ansprechen von >3 Monaten erzielt wird, bei ca. 5% der Patienten. Eine Auswertung von 154 im Zeitraum 1.1. – 30.6.2023 im Molekularen Tumorboard Erlangen vorgestellten Patientinnen und Patienten ergab eine Therapieempfehlung für ein Off-Label Therapie in 40%, und eine Empfehlung zur Teilnahme an einer klinischen Studie in 22% der Patienten.

    Um den Stellenwert des Molekularen Tumorboards in der Therapie von Krebspatientinnen und –patienten fortlaufend überprüfen zu können, und um z.B. den Umfang der molekularpathologischen Untersuchungen gegebenenfalls entsprechend anpassen zu können, wird regelmäßig ein standardisiertes klinisches Follow-Up von allen vorgestellten Patientinnen und Patienten erhoben (unabhängig von einer möglichen Therapieempfehlung). Hierfür bitten wir Sie um Ihre Unterstützung. Die MTB Koordinatorin wird Sie in regelmäßigen Abständen (alle 6 Monate) kontaktieren und Ihnen ein Follow-Up Formular für die von Ihnen angemeldeten Patientinnen und Patienten zur Verfügung stellen. Die ausgefüllten Follow-Up Bögen werden durch das klinische Krebsregister in der Patientenakte dokumentiert, und es erfolgt in regelmäßigen Abständen eine statistische Auswertung durch die ZPM Geschäftsstelle.